Matthias Kolander wusste am vergangenen Samstag nicht so recht, was ihn und seine Mannschaft erwarten würde. Denn letztes Jahr sicherten sich die Gäste vom TSV Rot erst am letzten Spieltag den Ligaverbleib und rangieren in dieser Saison -allen Widrigkeiten zum Trotz- auf Platz 6, mit beachtlichen Leistungen auch gegen die Spitzenteams.
Ähnlich verhalten, wie auch schon vor Wochenfrist in Wiesloch war der Viernheimer Start in die Begegnung. Bis zum 2:2 ging man im Gleichschritt, doch danach verschafften sich die Gäste etwas Luft und zogen über die Spielstände 2:3, 4:6 und 5:8 gar auf 5:10 davon. Die Viernheimer Defensive bekam zu diesem Zeitpunkt weder in der offensiveren 5:1 Varianten, noch in der 6:0-Deckung richtig Zugriff auf den Gegner und im Angriff ließ man zu viele Chance liegen.
Erst die Auszeit nach 21 Spielminuten schien die Südhessinnen aufzuwecken, die nun insbesondere durch die stark aufspielende Tamara Mohr immer weiter verkürzen konnten. Sinnbildlich hierfür auch der Einsatz Mohrs, die sich mit der Halbzeitsirene ein Herz fasste und einen wichtigen Nadelstich mit ihrem Treffer zum 12:14 Halbzeitstand setzen konnte.
Da es auf Viernheimer Seite inzwischen fast schon üblich ist mit einem Rückstand in die Pause zu gehen, war man nicht sonderlich nervös, ob der zwei Tore Differenz. Doch mit der gezeigten Leistung zufrieden konnte man dennoch auch nicht sein, da vieles noch Stückwerk war und nur wenige spielerische Glanzpunkte gesetzt werden konnten.
Der zweite Spielabschnitt sollte also durch ein anderes Viernheimer Gesicht geprägt werden. Doch erneut waren es zweimal in Folge die Gäste, die ein Tor vorlegen konnten und Viernheim lediglich erlaubten den alten Abstand wiederherzustellen. Erst beim 15:16 durch Vivienne König rückte man dem Gegner gefährlich nahe auf die Pelle. Doch es dauerte noch bis zum 18:18 ehe Luisa Hoffmann ihr Team erstmals wieder mit den Roterinnen auf Augenhöhe brachte. Mohr war es vorbehalten beim 20:19 die erste Viernheimer Führung zu erzielen. Diese sollte jedoch nicht lange von Bestand sein: Beim 21:22 war Rot schon wieder in Front und schien sich von dem Viernheimer Sturmlauf nicht weiter beeindrucken zu lassen. Nun war es ein offener Schlagabtausch, wobei stets Rot ein Tor vorlegte und nur den Ausgleich der Hausherrinnen nicht verhindern konnte. Knapp drei Minuten vor Schluss lagen die Südhessinnen gar mit zwei Toren in Rückstand (25:27). Nun dachten nur noch die kühnsten Optimisten, dass der Kampfgeist der Viernheimerinnen noch für einen Sieg reichen würde.
Doch mit etwas Glück und einem gehaltenen Siebenmeter von Vanessa Reinhard, schaffte es Elisa Leusmann ihre Farben beim 28:27 rund 45 Sekunden vor dem Schlusspfiff in Front zu bringen.
Allerdings hatte die gut aufspielende Evelyn Hoffmann, die die Vierheimerinnen mit ihren 14 Toren nie richtig in den Griff bekam, etwas dagegen, blieb nervenstark und erzielte den Ausgleich zum 28:28. Viernheim blieben noch 25 Sekunden für den letzten Angriff. Die Südhessinnen gingen volles Risiko, brachten die siebte Feldspielerin und hatten somit ein leeres Tor im Rücken. Doch Julia Fischer stand Hoffmann in nichts nach, bekam den Ball knapp 10 Sekunden vor Spielende und netzte nach einer Spielzeit von 59:56 Minuten eiskalt von der rechten Außenbahn ein. Der Rest war grenzenloser Jubel auf der einen und tiefe Enttäuschung auf der anderen Seite.
Für den TSV Am. Viernheim spielten:
Vanessa Reinhard, Sarah Bäcker; Elisa LEusmann (5), Jacqueline Stein, Steffi Osada (5/2), Jennifer Mieley (1), Julia Fischer (5), Lisa Stein, Luisa Hoffmann, Vivienne König (2), Franziska Matthias (2), Lena Schaal, Tamara Mohr (8) und Celine Schütz